Na toll, vorbei die Zeit in der man sich in einem schönen portugisischen Stadion neben hübschen Schwedinen eine gesunde Gesichtsfarbe holen konnte. Die Wirklichkeit sieht eher trist aus, Regen und 7 Grad in der kühlen Ostschweiz. Aber von solchen Dingen lässt sich ja ein fussballverrückter Mitteleuropäer grundsätzlich die Laune nicht verderben. Ich beschloss meine Stadionjacke wieder aus dem Schrank zu kramen und mich auf den Weg nach Innsbruck zu machen. Dort war heute
um sechs das Spiel Wacker Innsbruck gegen den kleinen Wiener Klub Admira angesagt. Na ja die Erwartungen waren nicht gerade gross meinerseits, oder sollte ich mich darauf freuen das erste Spiel von Admira nach der Entlassung von Bernd Krauss, dem ehemaligen Trainer der beiden Borussen Mannschaften, zu sehen. Nicht wirklich, aber immerhin zeigt Wacker Innsbruck dieses Jahr ansehnlichen Fussball, nachdem der Verein 2 Jahre lang in den Niederungen der österreichischen Ligen verschwunden war. Die Fahrt nach Innsbruck wurde aber jäh unterbrochen, als es im österreichschen Radio auf einmal hiess: „Stau vor dem Arlberg, mit einer Stunde Wartezeit muss gerechnet werden“! Wacker : Admira war für mich also gestorben, aber Gott sei Dank hatte ich noch ne Variante parat. 2 Studen später sass ich bei 20 Grad und herrlichem Spätsommer Wetter im Stadion Lido in Locarno. Bei freundlicher Atmosphäre schaute ich mir ein Auswärtsspiel meines Heimatvereines FC Gossau gegen den FC Locarno an. Locarno der Tabellen Zweite der Schweizer ersten Liga gegen den FC Gossau den Tabellenletzten. Die 500 Zuschauer sahen ein interessantes Spiel auf gutem Niveau, und auf gutem Niveau ist wirklich eher selten in der 3 höchsten Schweizer Liga. Hinter dem Locarno Tor hatten sich etwa 10 Locarno Fans eingefunden, die mit andauernden Sprechchören und schwenken von Fahnen und Doppelhaltern, doch für einen überraschend guten Support sorgten. Als ich das sah konnte ich es mir nicht nehmen lassen und hing hinter dem Gossau Tor im Gästeblock meine Gossau-fen Zaunfahne auf, die ich zufälligerweise dabei hatte. Ich sorgte also für den 1 Mann Gäste Mob! Ich zog aufgrund dieser Aktion das Interesse einiger älteren Tessiner Zuschauer auf mich, die mich mit den Worten „ einzige Gossau Supporter, immerhin, immerhin“ wohl aufmuntern wollten. Die Aufmunterung wahr allerdings nicht nötig, Gossau zeigte gegen den ehemaligen NLA Verein Locarno eine tolle Leistung (lag wohl an den mitgereisten Fans) und siegten 3:1. Nach dem Spiel wollten mir , die trotz Niederlage immer noch freundlichen Zuschauer sogar noch helfen, die Zaunfahne abzuhängen. Eine halbe Stunde später stand ich schon im Stadion Communale in Bellinzona, diesmal die Liga eine Etage höher, dafür die Temperatur ein bisschen kühler und das Stadion ein bisschen kleiner. Die AC Bellinzona, Heimatverein der Schweizer Stürmer Legende Kubilay „Kubi“ Türkylimaz hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Mit eben genanntem Spieler stürmten sie Ende der 80’Jahre die obereste Schweizer Liga. Für die Gastmannschaft galt dasselbe, nur lag die Hochzeit des FC Winterthur noch länger zurück. Momentan kicken beide Mannschaften im Mittfeld der zweiten Schweizer Liga, Winterthur mit Tendenz nach unten, die AC Bellinzona mit der Tendenz nach oben. Immer wieder amüsant bei Spielen des FC Winterthur sind die mitgereisten Fans, teilweise echt schräge Typen. Einer davon, etwa 45 Jahre alt, und von der Frisur her das sechste Mitglied der Jackson Fives , hielt standhaft 90 Minuten einen Doppelhalter mit der Aufschrift „DANGER WINTI“ hoch. Auf den Doppelhalter war übrigens auch noch ein Goastbuster aufgemalt! Echt genial! Die Bellinzona Fans sorgten mit Trommeln und Fahnen und diversen Sprchchören auch für ne gute Stimmung. Immer amüsant natürlich die Flüche im gebrochenen Deutsch gegen die Deutschschweizer Schiris zb. „Blind, Blind“ „Brille, Brille“! Das Spiel war abwechslungsreich, wobei Winterthur überlegen war, aber die Verteidigung um den Torwart Oldie Erich Hürzeler liess doch sehr zu Wünschen übrig. In der Pause holte ich mir dann ein Sandwich, natürlich konnte ich meinen Wunsch nich ausprechen, die nette Frau am Stand gab mir dann im perfekten Schweizerdeutsch den Tipp das nächste Mal ein Schild mit der Aufschrift Deutsch zu tragen. Keine schlechte Idee, so kann man sich nämlich die eine oder andere Peinlichkeit ersparen. Die zweite Hälfte war ähnlich schwungvoll, wie die erste. Sogar der 1xNationalspieler Giorgio Contini konnte auf seine alten Tage noch ein Tor für seinen FC Winterthur erzielen. Ja ja Girogio Contini, ein schönes Fallrückzieher Tor, ein Flug nach Zypern zu einem Freundschaftsspiel und vorbei wars auch schon mit seinem Ruhm! Nach 3:1 Rückstand schaffte der FC Winterthur dann in der letzten Minute sogar noch den den 3:3 Ausgleich, betrübte Gesichter bei den Anhänger der Tessiner, Freudenrausch und Pyromanie bei den ca. 20 Winterthurer Fans. Und natürlich ein Doppelhalter in der Luft „DANGER WINTI“ er hatte Recht ....